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und den Babenbergerhof.

Die Geschichte des Hauses Breyer

Der Stammvater der Mödlinger Gastronomen-Dynastie Breier war Karl Breier, der anno 1862 in Hotzenplotz, einem kleinen Ort im Gerichtsbezirk Jägerndorf des „k.k. Herzogtums Schlesien“ geboren wurde.
Als Kaiser Franz Josef und seine Sisi im Jahre 1879 ihre Silberhochzeit feierten, kam der junge Karl nach Wien und begann seine berufliche Ausbildung im Hotel „Stadt Frankfurt“ in der damaligen Vorstadt Hernals. Doch obwohl es Karl durch seinen Fleiß bis zum Chef de range im Grandhotel am Opernring gebracht hatte, war sein Ziel die berufliche Selbständigkeit.

Der Traum vom eigenen Gasthaus

Der junge Karl hatte fleißig gespart und als er sich dann auch noch unsterblich in seine hübsche Kollegin Hedwig Schabetzberger verliebte, hielt ihn nichts mehr vom Traum des eigenen Betriebes auf. Kurz nach der Hochzeit am 11. November 1891 erwarb das junge Paar das Hotel-Restaurant „Kaiser von Österreich“ in Mödling, Hauptstraße 57 und ließ es gründlich renovieren und modern ausstatten. Breiers Gasthof – er schrieb sich damals noch mit i und erst durch Berschreibungen in den Taufurkunden seiner Kinder kam es zum y – , war bald weit und breit bekannt. Schon 1903 wurde der allseits beliebte und hoch geachtete Gastwirt zum Revisor der Genossenschaft der Gast- und Schankgewerbetreibenden und Kaffeesieder im Gerichtsbezirk Mödling.

Im Jahre 1913 erwarb der erfolgreiche Gastwirt das Nebenhaus Hauptstraße 55 in Absicht, auf den beiden Grundstücken ein Hotel zu errichten. Doch „die Schüsse von Sarajewo“ mit dem danach ausgebrochenen Krieg machten seine Pläne zunichte. Nach dem 1. Weltkrieg gelang es trotz Inflation und Weltwirtschaftskrise der Familie Breier, die inzwischen auf die stattliche Anzahl von acht Kindern angewachsen war, den Betrieb weiter zu führen. Karl Breier war so erfolgreich, daß er dann im Jahre 1927 das Gasthaus „Zum goldenen Hirschen“ in der Babenbergergasse erwerben konnte. Als Referenz an seine neue Heimat, die Babenbergerstadt Mödling, nannte er es „Hotel Restaurant Babenbergerhof“. Nahezu alle seine Kinder wurden im Lauf der Jahre im Gastgewerbe mit Erfolg tätig. Während er selbst das Stammhaus, den „Kaiser von Österreich“ weiterführte, erwarb er für den ältesten Sohn Alfons den Gasthof „Zur Krone“ in der Elisabethstraße 10. Die Söhne Hans und Anton gingen nach Südamerika und brachten es in der argentinischen Stadt Mendoza zu Hoteldirektoren und Carl war ebenfalls im Hotelberuf in Plainfield N.Y. in den USA tätig. Der fünfte Sohn Josef war Fleischhauermeister und die einzige Tochter Hedwig arbeitete bis zu ihrer Heirat im elterlichen Betrieb mit. Als Karl Breyer 1927 den Gasthof „Zum goldenen Hirschen“ erwarb, machte er seinen zweitjüngsten Sohn Viktor in dem neuen „Babenbergerhof“ zum Geschäftsleiter. Nur der jüngste Sohn Leopold fiel aus dem „gastronomischen Rahmen“, ihn hatte es weniger das „Geldverdienen“, als das „Geldverwalten“ angetan: Er war Leiter der Zweiganstalt Alt-Mödling der Zentalsparkasse der Gemeinde Wien.

Das Gasthaus „Zum goldenen Hirschen“

Schon im mittelalterlichen Markt Mödling standen auf dem Areal des heutigen „Babenbergerhofes“ zwei Häuser. Die älteste urkundliche Erwähnung darüber findet sich im Grundbuch des Frauenklosters St. Jakob in Wien aus dem Jahre 1468. Hans und Walpurg Pirichinger waren „Erbzinsleute“, also Pächter mir Erbrecht auf den sogenannten „Fleischerhäusern“. Also wurde schon damals hier geschlachtet und vermutlich auch aufgekocht. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte dann aber oftmals mit den Eigentümern auch die Funktion der Liegenschaft. Im Häuserverzeichnis des Marktes Mödling von 1817 wird auf dem Grundstück ein Haus „zu ebener Erd mit 4 Zimmern, Schupfen, Kuh- und Pferdestall und gewölbten Keller“ beschrieben. Um 1900 baute dann der neue Eigentümer Adolf Nitsch das kleine Gasthaus „Zum goldenen Hirschen“, in dem im Jahre 1848 der Mödlinger Männergesangsverein gegründet worden war, in ein modernes Hotel-Restaurant um.
Sein Hauszeichen, ein Hirschkopf mit gewaltigem Geweih, prangte am Eck Babenbergergasse-Jasomirgottgasse. Es hat all die Jahre überdauert, einschließlich den „Russenvandalismus“ und ist heute im Weinstüberl zu bestaunen. Im Schatten der Kastanienbäume des großen Gastgartens fühlte sich nicht nur die Mödlinger Bürgerschaft stets wohl, sondern auch das Offiziercorps der Militärakademie hatte es zu seinem „Casino“ auserwählt. Im Gartensaal zeigte der Filmpionier Karl Juhasz vor dem Bau der Mödlinger Bühne im Jahre 1912 die neuesten Stummfilme.

Das Hotel-Restaurant Babenbergerhof

Als 1927 Karl Breyer Nitsch’s Gasthaus erwirbt, nennt er es „Babenbergerhof“. Eine Kegelbahn wird errichtet und die bestehende Veranda wird zu einem Tanzsaal erweitert, in dem neben dem legendären Liesinger Brauhof und dem Saal im „Kaiser von Österreich“ unzählige Tanzveranstaltungen abgehalten wurden.

Aber auch Versammlungen von den verschiedensten bürgerlichen und nationalen Parteien in dieser politisch unruhigen Zwischenkriegszeit mußte dieses Haus erleben. Im Jahre 1936 heiratete Viktor die Tochter des Pächters des Liesinger Brauhofes, Hildegard Steiner. Als ein Jahr darauf Vater Karl stirbt, wird Viktor Chef des Hauses. Das Glück des jungen Paares schien nun vollkommen zu sein, besonders als am 11. August 1938 ihr Sohn Karl das Licht der Welt erblickte.

2. Weltkrieg und Sowjetische Besatzung

Am 1. September 1939 beginnt der 2. Weltkrieg und Offiziere der deutschen Wehrmacht beziehen die Zimmer des Hotels. Ein Jahr darauf wird dem Ehepaar Breyer eine Tochter geboren, die sie nach der Mutter Hildegard nennen. Bis 1943 bleibt Viktor krankheitshalber vom Militärdienst befreit, doch dann muß er, wie 29 Jahre zuvor sein Vater, an die Front. Seine Frau Hildegard führt nun allein mit zwei kleinen Kindern und ihrer Mutter den Hotel- und Gastbetrieb weiter.
Als die ersten Bombenangriffe beginnen, wird im Babenbergerhof eine Funkzentrale der Fliegerabwehr eingerichtet. Diese Tatsache und die panische Flucht der Wehrmacht vor den anrückenden Sowjettruppen im April 1945 wird dem Haus zum Verhängnis. Der Betrieb wird von den Russen besetzt, enteignet und als Durchzugshaus für Soldaten verwendet. Zeitweise dient es auch als Gefängnis und wie Karl Breyer, von seinen Stammgästen liebevoll „Charly“ genannt, gerne seinen Gästen erzählte, auch als „Russenbordell“. Zehn Jahre lang hausten in dem einst schönen Haus sowjetische Offiziere mit ihren Familien. Hildegard Breyer durfte das Haus nicht betreten und fand vorerst mit ihren beiden kleinen Kindern und ihrer alten Mutter eine Bleibe im Keller des Nachbarhauses, bis sie von der Besatzungsmacht eine kleine Wohnung zugewiesen bekamen. In dieser harten Zeit kam auch keine Nachricht über ihren vermißten Gatten Viktor und die Chancen den Gastbetrieb im Babenbergerhof wieder aufnehmen zu können waren auf Null gesunken.

Der Wiederaufbau beginnt

Erst nach Unterzeichnung des Staatsvertrages im Jahre 1955 wird das völlig devastierte Gebäude als eines der letzten Betriebe Niederösterreichs an die Eigentümer zurückgegeben. Leider war es nun auch zur Gewißheit geworden: Viktor Breyer wird nicht mehr zurückkehren. Im August 1955 wird er mit dem Kriegsjahr 1944 amtlich als tot erklärt und Hildegard muß allein den Betrieb wieder aufbauen. Als größtes Problem erwies sich dabei die Beschaffung von Geldmitteln in Form von Bankkrediten, denn kaum jemand glaubte daran, daß es möglich wäre aus dieser Ruine wieder einen Gastronomiebetrieb zu machen. Zu diesen Sorgen kam auch noch die Aufgabe der beruflichen Ausbildung der Kinder – selbstverständlich im Gastgewerbe. Und sie schaffte es, daß Karl die Hotelfachschule in Wien besuchen konnte. Nach erfolgreichem Abschluß geht Charly, wie ihn seine Freunde nennen, in jungen Jahren „auf Saison“. Zuerst ins Hotel „Werzer“ in Pörtschach und dann nach Bad Gastein ins „Hotel Bellevue“. Weitere Stationen sind das „Royal“ in Lausanne und das Hotel „Dreesen“ in Bad Godersberg am Rhein. Zwischendurch zu Hause, unterstützt er seine Mutter beim Wiederaufbau des Betriebes und bringt sein erworbenes Wissen und seine Erfahrungen im Gastronomiebereich ein.

Unter neuen, modernen Gesichtspunkten nach Plänen von Architekt Ernst Sölder und unter der Bauaufsicht von KR. Josef Schleussner beginnt die Revitalisierung des Hauses. Allerdings können der völlig zerstörte Tanzsaal, die Kegelbahn und der vordere Trakt gegen die Jasomirgottgasse hin, nicht mehr gerettet werden. Am 15. August 1957 ist es endlich so weit. Der unumstößliche Glaube von Hildegard Breyer an eine Zukunft dieses traditionsreichen Hauses und die tatkräftige Mitarbeit ihrer beiden Kinder Karl und Hildegard hatten Erfolg.

Das Hotel-Restaurant Babenbergerhof wird wieder eröffnet

Gemeinsam mit ihrer Mutter führen nun Karl und Hildegard das Unternehmen, das sich bald zu einem führenden Gastronomiebetrieb der Stadt Mödling und des Landes Niederösterreich entwickelt. Im Jahre 1965 heiratet Karl „seine Elfi“ – Elfriede Drechsler, die nun ebenfalls im Familienbetrieb mitarbeitet. Im November 1966 kimmt der neue Stammhalter der Dynastie Breyer zu Welt. Selbstverständlich heißt er Carl, mit c nach seinem Großonkel, und zwei Jahre später folgt Tochter Brigitta.

Doch immer mehr zeigen sich die Folgen der entbehrungsreichen Jahre an Mutters Gesundheit. Als sie im Jahre 1973 stirbt, übernimmt Karl den Familienbetrieb und setzt gemeinsam mit seiner Gattin Elfriede und Schwester Hildegard die Tradition im Sinne der Dynastie Brei(y)er fort. „Charly“ ist nicht nur wegen seines gastronomischen Könnens bei seinen Gästen beliebt: auch sein Humor, oft mit treffsicherem, aber dennoch nicht verletzen wollendem Spott gemischt, ist weithin bekannt. Sein Fachwissen bringt es, daß er schon 1976 in den Hotelerie-Ausschuß von NÖ berufen wird. In der ARGE Berufsausbildung ist er seit 1976 tätig und erwarb sich besonders als Lehrlingswart große Verdienste. Speziell die Lehrlings­ausbildung – auch im eigenen Betrieb praktiziert – lag ihm stets am Herzen, war er doch auch Prüfer bei der Lehrabschluß­prüfung und in der Kommission für Konzessions­erteilung.

Seit 1986 ist auch Sohn Carl im elterlichen Unternehmen mittätig und legt dabei in der Küche auf die Erkenntnisse der neuen Ernährungslehre und der daraus resultierenden modernen Kochkunst besonderen Wert. „Charly und sein Team“ sind weit über die Bezirksgrenzen hinaus für ihre gastronomischen und gesellschaftlichen Veranstaltungen bekannt. Faschingsfeste, Heringsschmaus, Gartenfeste mit Bierausschank, Grillabende, Gartenkonzerte und Hochzeitstafeln wechseln einander im Lauf des Jahres ab. Stammrunden, wie das „feuchte Eck“ oder „die Achterlrunde“, aber auch die Clubabende des „Rotary-Clubs“ sind Beweis für die Beliebtheit des Babenbergerhofes.

In den Jahren 1987/88 erfolgte der Zubau des neuen dreigeschoßigen Traktes mit 30 Zweibettzimmern, einem geräumigen Keller, mit Wirschaftsräumen und einer Sauna. Bei der Renovierung des Altbaues in den Jahren 1990/91 wurde auch die neue „Brückenbar“ eröffnet, die inzwischen zu einem beliebten Treff der Mödlinger „In-Szene“ geworden ist. Heute bietet das Hotel mit 50 Zimmern über 100 Gästen Platz. Drei Gasträume, die Hotelbar, das Stüberl mit einer Vinothek und der schattige Kastaniengarten mit 110 Sitzplätzen laden jeden zum Genießen ein.

Nach allzu frühen Tod des beliebten „Charly“ am 4.August 1995 liegt nun die Verantwortung am Juniorchef Carl. Und wieder bewährt sich der Breyer’sche Familiensinn: Gemeinsam mit seiner Mutter Elfriede, seiner Tante Hildegard und seiner Schwester Brigitta führt er diesen traditionsreichen Mödlinger Gastronomiebetrieb ganz im Sinne von „Charly“ weiter.
Mit Lebensgefährtin Irene wurde im Jahr 2000 die gesamte gastronomische Linie verändert und modernisiert. Die "Türen" zur Stadt wurden geöffnet und im Babenbergerhof ein neuer Weg in die Zukunft, ins neue Jahrtausend, begonnen.